Wie könnte es passender sein, als Züchter einer kulturträchtigen Rasse wie dem Englischen Widder, sich in deren Hochzeit – nämlich an den Beginn des 20. Jahrhunderts – zurück zu versetzen? Damals stand unsere Rasse noch auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben an Platz zwei hinter den Riesenkaninchen. In dieser Zeitepoche wandelten die Mitglieder der IG-Englische Widder am Wochenende ihres jährlichen Treffens (19.-21.07.19), im LVR-Freilichtmuseum in Lindlar. Auf dem rund 30 Hektar großen Museumsgelände mit zahlreichen historischen Gebäuden, wunderschön angelegten Obst- und Gemüsegärten, werden selbst die Flächen mit alter Arbeitstechnik originalgetreu bearbeitet und beerntet und auf Weiden und Wiesen leben Vertreter alter Nutztierrassen. Ja, an so einem Ort geht einem das Herz auf.
Die Führung von unserem IG-Mitglied Kristian Verdoodt führte uns durch zahlreiche Gebäude vergangener Zeit im Bergischen Land. Aber nicht nur sehen und staunen – auch Mitmachen stand auf dem Programm. So konnten wir u.a. in der alten Seilerei im Stil der 1920er Jahre selbst ein Seil herstellen.
Getreu dem Motto “aussterben verboten”, von dem wir Englische Widder Züchter ein Lied singen können, befinden sich auch auf dem Museumsgelände einige bedrohte Haustierrassen, u.a. das Rote Höhenvieh, das Deutsche Weideschwein und die weiße Deutsche Edelziege. In einem separaten Rundgang unter Führung eines Landwirtes werden die Eigenheiten und Vorteile dieser alten Rassen einmal näher unter die Lupe genommen und warum diese in der heutigen Zeit zu den gefährdeten Rassen zählen.
Allein durch den Umfang des Freilichtmuseums und der angebotenen Gebäude, Freiflächen und Spezial-Ausstellungen, hätte man sicherlich eine ganze Woche damit ausfüllen können. Wir mussten leider am Nachmittag das Gelände verlassen, der ein oder andere wird aber bestimmt noch einmal wiederkommen und andere Touren im Museums-Dorf besuchen.
Am Abend fand unsere JHV statt. Da aber leider viele Mitglieder bedingt durch Urlaub, Krankheit oder Weiteres nicht an der Versammlung teilnahmen, wurde die Sitzung zu einem Vorstandstreffen und so wenigstens die wichtigsten Punkte des zurückliegenden Jahres und der kommenden Monate ausgiebig diskutiert. Anlässlich des im Juni 2019 verstorbenen Mitglieds und Ehrenmitglieds des Schweizer Englisch Widder Clubs Christian Blaser, wurde von den Beteiligten eine Schweigeminute abgehalten.
Der 1.Vorsprecher Phillip Fritz gab seinen Bericht ab. Von ihm waren auch schon bereits einige Schauberichte der zurückliegenden größeren Schauereignisse in den Printmedien zu finden. Claudia Gerst, nun seit einem Jahr in ihrem neuen Amt als Kassiererin, gab ihren Bericht zum finanziellen Stand der IG ab. Danach folgte der Bericht von der 3.Vorsprecherin Franziska Sprenger. Sie gab eine Gegenüberstellung der vergangen letzten 7 Jahre der Jungtiererfassungs-Meldungen, welche Farbenschläge innerhalb der IG gefestigt auftreten und bei welchen ein starker Rückgang zu verzeichnen ist. Positiv ist erst einmal das Ergebnis von 621 gemeldet Jungtieren 2019, von 21 Mitgliedern in 18 Farbenschlägen – dies ist der höchste Stand der vergangenen Jahre! Danach ging sie auf jeden der Farbenschläge noch etwas genauer ein. Im Anschluss wurden Schauberichte und Zusendungen von Mitgliedern der IG verlesen und diskutiert, darunter eine wichtige Mitteilung von unserem langjährigen Mitglied und Preisrichter Hans-Günter Flath zu den Feinheiten des korrekten Messens des Behanges auf Schauen und wie man damit in Zukunft besser umgehen sollte. Es wird hierzu einen extra Bericht in der Kaninchenzeitung geben, wo in einem bebilderten Leitfaden diese Feinheiten konkretisiert werden.
Die IG hat zum Stichtag 01.08.2019 einen Mitgliederstand von 47. Wir freuen uns über drei Neuzugänge, haben aber auch leider 2 Abgänge zu verzeichnen. Das Treffen 2020 sollte und wird im LV Bayern stattfinden. Aufgrund persönlicher Umstände wurde in Absprache mit Korbinian Schmid beschlossen, dass 32. Treffen 2020 bei Franziska Sprenger nicht in Peiting, sondern in der Fränkischen Schweiz durchzuführen. Aufgrund der zu erwartenden hohen Temperaturen im Sommer wird das Treffen 2020 erst im September stattfinden. Die Veranstalter erhoffen sich dadurch, das die Teilnehmer sich mit ein paar Tieren an der Veranstaltung beteiligen werden und so ein breiteres Farbspektrum auch den interessierten “Nicht-EW-Züchtern” dargeboten und der Vergleich der einzelnen Linien untereinander besser gegenübergestellt werden kann.
Anschließend wurden im Punkt “Verschiedenes” noch die Beteiligung an der Bundeskaninchen-Schau besprochen.
Am Sonntag trafen sich die Mitglieder im Rassegeflügel-Museum des LV Rheinland in Much. Da unter den Anwesenden auch einige neue Gesichter waren, hielt der 1.Vorsprecher eine Präsentation über die Entstehungsgeschichte des Englischen Widders, dessen Verbreitung und den heutigen Stand der Dinge, wobei jeder Farbenschlag explizit analysiert worden ist. Auch für die langjährigen Züchter war dieser Exkurs in die Vergangenheit sehr interessant. Traditionell fand dann noch die Tierbesprechung statt. Das neue Mitglied Jimmy von Krüchten brachte ein paar schöne Jungtiere im thüringer Farbenschlag zur Beurteilung mit. Auffallend waren die schönen dunklen Abzeichen, auch an den Flanken. Weiterhin wurden noch Vertreter in Schwarz, schwarz-weiß, blau und blaugrau besprochen. Bei dem blaugrauen Tier handelte es sich um ein Alttier aus niederländischer Abstammung.
Dieser Rammler war eine Augenweide und so mancher Anwesende, hätte ihn sicherlich gerne einmal ausgeborgt.
Auch bei unserem diesjährigen Treffen wechselten einige Tiere ihre Besitzer und dürfen nun ihre Genetik in neuer Umgebung weitergeben. Dafür ist die IG vorrangig da! Tiere einer Farbe, die bei einem Züchter fallen – aber nicht zwangsläufig in der eigenen Zucht gebraucht werden – wandern nicht an den “Haken”.
Es wird sich untereinander ausgetauscht und die Tiere bleiben erhalten. Dies ist gerade bei den ganz seltenen Farbenschlägen unserer Rasse überlebenswichtig!
Ich verbleibe mit züchterischen Grüßen und freue mich Euch zum Treffen 2020 begrüßen zu dürfen, Eure/Ihre Franziska Sprenger