In diesem Beitrag möchte ich auf das Hauptrassemerkmal der Englischen Widder näher eingehen und wie sich dieser über die Zeit entwickelt. Bitte nicht wundern, wenn ich hier und da ein paar kleine Abschweifungen vom Hauptthema vornehme, z.B. in Bezug auf die Krallenpflege oder die Einstreu. Dies sind nur wichtige Bestandteile und gehören zur gesunden Entwicklung des Behanges dazu.
In den ersten Lebenswochen ist das Wachstum der Ohren der Englischen Widder enorm. Man könnte fast sagen das man den Öhrchen täglich beim Wachsen beobachten kann, denn die volle Behanglänge von den angestrebten 60 cm ist meist bis zum 5. oder 6. Lebensmonat erreicht. Danach verändert sich die Behanglänge nur minimal, bedingt durch die spätere Entwicklung des Kopfes (Stirnbreite im Erwachsenenalter).
Ein guter Tipp oder Richtwert um sicherzustellen, dass der Behang einmal das volle Maß erreichen wird, ist der Test, ob die Ohrenspitzen bis auf die Knie des Kaninchens reichen. Gehen die Spitzen darüber hinaus: sehr gutes Wachstum. Reichen sie nicht bis zu den Knien: schwache Behanglänge.
Aber von Anfang an:
Der Englische Widder ist die einzige Widder-Rasse, bei der die Ohren von Geburt an “fallen”. Das bedeutet, dass die Ohren vom ersten Tag an nach unten hängen und auch später, wenn die Jungen das Nest verlassen, nicht aufrecht getragen werden. Es gibt natürlich Ausnahmen, wenn z.B. anatomische Mängel vorliegen.
Bei anderen Widder-Kaninchen ist es so, dass die Jungtiere zu anfangs Stehohren haben und diese dann (je nach Rasse) nach ein paar Wochen “fallen” lassen. Die Jungkaninchen senken dabei immer weiter ihre Ohren ab, tragen sie dabei zeitweise waagerecht (kleine Flieger), bis sie schlussendlich komplett nach unten hängen.
Die Ohren des Englänger-Jungtieres sind in den ersten Lebenstagen dick und fleischig. Je mehr das Fell wächst und das Junge an Gewicht zunimmt, werden auch die Ohren immer länger. Mit ca. 4-5 Wochen ist die Beschaffenheit des Behanges sehr dünn und empfindlich. Ab diesem Zeitpunkt muss man dann auch beginnen, den Behang der Jungen zu kontrollieren und aktive Ohrenpflege betreiben.
Ab der 5. – 6. Woche, wenn die Jungen schon aktiv am Stallgeschehen teilnehmen, sieht man auch immer deutlicher die Veränderungen am Behang. Die Ohren werden in den kommenden Wochen länger als der restliche Körper des Kaninchens und sie beginnen nun auch aktiv selbst, ihre Ohren intensiv zu pflegen.
Das Thema “Krallenpflege bei den Jungtieren” soll hier nur noch einmal der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Der Stall/die Bucht sollte dick mit Stroh eingestreut sein, als Untergrund unter dem Stroh empfiehlt sich eine Schicht weiche saugfähige Hobelspäne. Die dicke Einstreu ist wichtig damit die umher springenden Jungtiere nicht auf glattem Boden (gegeben durch Haltung in einer Kotwanne) ausrutschen und sich dabei den Behang verletzen. Weiterhin sorgt eine dicke Einstreu für ausreichend Wärme, die für ein besseres Ohrenwachstum notwendig ist (Thema “Warum ist Wärme für ein besseres Wachstum der Ohren sinnvoll”).
Nun ist es auch schon an der Zeit, das junge Kaninchen tätowieren zu lassen (bei Vereinszucht). In den Ohren hat sich nun bereits ein großes Adergeflecht ausgebildet, dass die Ohren komplett durchzieht und bei Betrachtung gegen Licht gut zu erkennen ist.
Je größer und ausgeprägter dieses Adergeflecht ist, desto besser durchblutet ist das Ohr (warm) und die Beschaffenheit des Leders erscheint weicher. Schlecht durchblutete Ohren, mit einem schwächeren Adergeflecht, erscheinen starrer bzw. steifer in der Beschaffenheit und hängen auch nicht schön schlaff nach unten.
Bis zum 6. Lebensmonat ist dann das Wachstum des Behanges abgeschlossen. Hat das Kaninchen bis dahin das Maß nicht annähernd erreicht (< 57 cm), so wird es das Maß von 59 bis 60 cm auch später nicht erreichen. Etwas Spielraum besteht noch in der Phase, wenn die Kopfbildung markanter wird, vor allem beim Rammler. Ich möchte an dieser Stelle nicht damit ausdrücken, dass Tiere mit < 57 cm sofort selektiert werden müssen. Es ist nur meine Erfahrung, dass der Behang ab diesem Alter keinen großen Sprung in Bezug auf die Länge macht. Man kann aber durchaus auch Tiere mit einem Behang um 58 cm ausstellen, man muss dann aber mit Abzügen rechnen (Verweis auf den Beitrag “Das korrekte Messen des Behanges”).
Zur Zucht sollten dann aber schon Ausgangstiere mit dem vollen Maß eingesetzt werden, da es sich ja immerhin um das Rassemerkmal Nr. 1 der Englischen Widder handelt.